Entwicklung nach der Eiszeit

Wie die Insel Rügen zu ihrer heutigen Gestalt kam

Zuletzt drangen vor etwa 15.000 Jahren die skandinavischen Gletscher in eine nur wenig ältere Jungmoränenlandschaft vor und schmolzen langsam ab. Die Ostsee entstand und aus den Moränenrücken wurde eine Inselgruppe.

© I. Stodian

Vom See zum Meer

Vor 10.000 Jahren sammelte sich das Schmelzwasser der Gletscher im heutigen Ostseegebiet. Es bildetete sich der große Süßwassersee, der Baltische Eissee. Über die Jahre stieg der Wasserspiegel immer weiter an und erreichte bereits vor ca. 6.000 Jahren heutiges Niveau. Durch den Anstieg entstand in der Gegend um Stockholm nach Westen eine Verbindung mit dem Skagerrak und nach Norden zum Weißen Meer. Es drang Salzwasser in den Baltischen Eissee ein und es bildete sich das salzige bis brackige Yoldiameer. Es ist benannt nach der damals typischen Muschel Yoldia arctica.

Vor rund 8.000 Jahren, als die Landhebung den Wasseranstieg übertraf, wurden die Verbindungen zum Weltmeer wieder unterbrochen. Es entstand erneut ein ausgesüßter Binnensee, der Ancylussee, welcher nach der damals typischen Schnecke Ancylus fluviatilis benannt ist. Bis zu dieser Zeit war das Gebiet der westlichen Ostsee bis nach Rügen noch von Menschen besiedeltes Festland. Der Ancylus-See hatte aus Flüssen und Regen mehr Wasserzufluss, als durch Verdunstung verloren ging. Der Abfluss erfolgte über Mittelschweden. Die großen schwedischen Seen sind Überreste dieses Abflusses. Nach weiterer Hebung Mittelschwedens entstand weiter südlich ein großer Fluss, dessen Bett heute noch in der Kadett-Rinne, im  Fehmarn-Belt und im Großen Belt erkennbar ist.

Der weitere Anstieg des weltweiten Meeresspiegels führte zur Überflutung der westlichen Ostsee und Salzwasser drang über die Beltsee in den Ancylus-See ein. Es entstand das nach der Brackwasserschnecke Littorina litorea benannte Litorinameer, das wir heute Ostsee nennen.

Die Nachwirkungen der Gletscher 

In der weiteren Folge stieg aber nicht nur der Meeresspiegel. Es stieg auch das Land, nachdem es vom gewaltigen Druck des bis zu 3.000 Meter mächtigen Gletschereises entlastet war. Dieser Hebungsprozess erfolgte räumlich allerdings nicht gleichmäßig und hält bis heute an, auch wenn er sich zunehmend verlangsamt. Betrug er anfangs mehr als 3 Meter in 100 Jahren, sind es heute z. B. noch knapp 1 Meter in 100 Jahren im Bereich des Bottnischen Meerbusens. An unserer Küste ist er sehr viel geringer, aber gleichwohl wirksam. Es gibt also gewissermaßen einen Wettlauf zwischen der Hebung der Landoberfläche und dem Anstieg des Meeresspiegels. Die Hebung des Landes wird beendet sein, wenn der frühere Eisdruck ausgeglichen ist. Der Anstieg des Meeresspiegels hält indessen weiter an, solange die Klimaerwärmung weiterhin Gletscher schmelzen lässt.