Tiere im Nationalpark Jasmund
Damhirsche, Seeadler und Alpenplanarie
Zu den großen Säugetieren im Nationalpark zählen Damhirsche, Rothirsche, Rehe, Wildschweine und Robben. Als größter Vogel horstet der Seeadler in der Stubnitz. Bemerkenswert sind auch die an den Kreidekliffs brütenden Uferschwalben. Zwergschnäpper brüten im Buchenwald. An sonnigen Frühlingstagen nutzen Kraniche die Thermik über dem Wald, um Höhe zu gewinnen, bevor sie über die Ostsee fliegen. In Feuchtgebieten finden sich Ringelnattern und Kreuzottern. Auch die seltene Glattnatter gibt es noch. Häufig ist auf sonnigen Waldwegen die Waldeidechse zu beobachten. Ein gesichertes Vorkommen haben Teich- und Kammmolch ebenso wie Rotbauchunke, Erdkröte, Wechselkröte, Teichfrosch, Kleiner Wasserfrosch, Grasfrosch, Moorfrosch und Springfrosch. Als faunistische Raritäten besonders hervorzuheben sind die Alpenplanarie, ein Bewohner kalter Quellen, der als Glazialrelikt gedeutet wird, sowie Edelkrebs und Bachforelle. Meerforellen und Lachse suchen im Winter vor der Küste nach Nahrung.
Damwild
Damwild ist durch das gefleckte Sommerfell und durch das charakteristische Schaufelgeweih bei den männlichen Tieren gut zu erkennen. Es ist deutlich kleiner als das Rotwild und größer als das Reh. Ursprünglich stammt es aus Vorderasien und bevorzugt offene Landschaften sowie lichte Wälder. Gern nutzt das tagaktive Damwild auch landwirtschaftliche Flächen.
Vergleichsweise häufig (10 - 30 % ) treten Farbanomalien auf, was vermutlich auf halbdomestizierte Haltung über Jahrhunderte zurückzuführen ist. Am häufigsten ist die schwarze Farbanomalie, aber auch weiße Varianten und fleckenlose Färbungen sind möglich.
Die Augen des Damwildes stehen seitlich, so dass sie ohne den Kopf zu drehen einen weiten Umkreis überblicken können. Wie die meisten Hirsche ist das Damwild überwiegend ein „Bewegungsseher“. Zudem sind sie in der Lage, ihre Ohren um bis zu 180 ° zu drehen und dabei beide unabhängig voneinander zu bewegen. Damit können sie Geräusche sehr genau orten, ohne den Kopf zu bewegen und sich damit zu verraten.
Damhirsche haben oft feste Brunftplätze, auf denen sie sich alljährlich zur Brunft einfinden. Hier kommt dann die biologische Funktion des Geweihs bei den Hirschen zum Tragen, welche im Ausfechten und Verteidigen der Rangordnung besteht.
Europäische Haselmaus
Die Haselmaus ist gar keine echte Maus, wie der Name vermuten lässt. Sie gehört zur Familie der Bilche oder „Schlafmäuse“. Und dem Namen macht sie alle Ehre. Nicht nur, dass sie bis zu 7 Monate des Jahres im Winterschlaf verbringt, sie verschläft auch den ganzen Tag. Zudem kann sie tagsüber zum Überbrücken ungünstiger Witterungsbedingungen, niedriger Temperaturen sowie Nahrungs- oder Wassermangel sogar in einen „Torpor“ fallen. Das ist ein besonderer Schlafzustand. Dabei wird der Stoffwechsel und der Energieumsatz auf ein Minimum gesenkt und alle Körperfunktionen laufen nahezu auf Sparflamme. Dann ist die Haselmaus vollkommen inaktiv und verharrt in einer körperlichen Starre. So kann sie wochenlang ungünstigen Bedingungen trotzen.
In ihrer aktiven Zeit, der Nacht, frisst sie sich im Sommer eine für den Winterschlaf notwendige Speckschicht an, überwiegend aus Haselnüssen. Bevor die Nüsse reif sind, ernährt sie sich von Knospen, Samen, Blättern, Beeren, Blumen, Insekten und auch Vogeleiern. Sie ist also ein Allesfresser.
Nicht nur wegen der Nahrung ist sie ein anspruchsvoller Bewohner unserer Waldränder. Da sie nahezu ihr gesamtes Leben im Gebüsch und auf Bäumen verbringt, benötigt sie dichtes Unterholz. Sie klettert ausgezeichnet und baut dort ihre kugeligen Nester, welche wir Kobel nennen. Nur den Winter verbringt sie am Boden, in Laub, Reisig oder in Baumstümpfen und Erdhöhlen. Das Revier einer Haselmaus reicht 150 - 200 m weit. Zerschneidungen, wie z. B. Straßen, sind dabei unüberbrückbare Hindernisse. Das begrenzt den Lebensraum oft auf wenige Meter.
Hauptfeinde der Haselmaus sind Fuchs, Marder, Wiesel sowie Greifvögel und Eulen, im Winter auch Wildschweine. Aktiv kann sich die Haselmaus nicht verteidigen, sie ist ein Fluchttier. Dazu hat sie eine besondere Möglichkeit entwickelt. Wenn sie von einem Räuber am Schwanz gepackt wird, kann sie die Haut des Schwanzes abstreifen. Anders als bei Eidechsen wächst er aber nicht nach.
Waschbär
Der Waschbär ist ein ursprünglich aus Nordamerika stammendes Säugetier aus der Familie der Kleinbären. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist er, nachdem er aus Gehegen entkommen ist oder ausgesetzt wurde, auch auf dem europäischen Festland heimisch und zählt somit zu den Neozoen.
Waschbären sind nur selten zu beobachten, weil sie dämmerungs- und nachtaktiv sind. Sie sind geschickte Kletterer und gute Schwimmer und leben bevorzugt in gewässerreichen Laubwäldern. Den Tag verschlafen sie zumeist in Baumhöhlen.
Die Nahrungssuche an Gewässern, wo der Waschbär im flachen Wasser unter Steinen tastend nach Nahrung sucht, wirkt für uns als „Waschen“. Dieses Verhalten hat ihm wohl seinen Namen eingebracht. Selbst in Gefangenschaft taucht der Waschbär seine Nahrung vermutlich als „Leerlaufhandlung“ oft unter Wasser, wahrscheinlich zur Imitation der natürlichen Nahrungssuche.
Der wichtigste Sinn für den Waschbären ist der Tastsinn. Sie tasten ihre Nahrung und andere Gegenstände mit ihren Vorderpfoten sorgfältig ab, um sich ein Bild von ihnen zu machen. Zudem haben Waschbären einen außergewöhnlich feinen Hörsinn und sind damit in der Lage, auch sehr leise Geräusche wahrzunehmen. Selbst Regenwürmer im Boden können sie hören.
Waschbären sind sehr anpassungsfähig und sie besiedeln zunehmend urbane Gebiete. Auch bei ihrer Nahrung sind die Kleinbären nicht wählerisch, sie sind Allesfresser. Der Anteil der pflanzlichen Nahrung beträgt ca. 40 %, die restlichen 60 % umfassen Weich- und Wirbeltiere. Der Nahrungsmangel im Winter reduziert die Überlebensrate der Waschbären erheblich. In Gefangenschaft können sie 20 Jahre alt werden, in der Wildnis sind es gerade einmal 2 - 3 Jahre.
Fledermäuse
Im Nationalpark konnten aktuell zehn Fledermausarten nachgewiesen werden:
• Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)
• Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus)
• Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii)
• Großer Abendsegler (Nyctalus noctula)
• Kleinabendsegler (Nyctalus leisleri)
• Breitflügelfledermaus (Nyctalus leisleri)
• Große Bartfledermaus (Myotis brandtii)
• Wasserfledermaus (Myotis daubentonii)
• Fransenfledermaus (Myotis nattereri)
• Braunes Langohr (Plecotus auritus).
Faunistisch bedeutsam sind dabei vor allem die Große Bartfledermaus und der Kleinabendsegler. Mit dem Vorkommen weiterer Arten ist zu rechnen, da sie bereits früher einmal im Nationalpark oder randlich nachgewiesen wurden. Dazu zählen die Zweifarbfledermaus, das Große Mausohr, die Teichfledermaus und die Kleine Bartfledermaus.
Der Wald der Stubnitz wird von den Fledermäusen regelmäßig oder saisonal als Jagdgebiet genutzt. Zudem ist der Gehölzbestand für viele Fledermausarten als Quartiergebiet im Sommer und auf dem Durchzug wichtig. Dabei spielen die wintermilde Meereslage und die Strukturvielfalt mit der Verzahnung von Wald und Offenlandhabitaten sowie die Hangwälder an den Kreidehängen eine bedeutsame Rolle für die Artenvielfalt der Fledermäuse.
In Zukunft wird die Attraktivität der Wälder im Nationalpark Jasmund noch steigen. Denn erst ab einem Alter von mehr als 120 Jahren steigt die natürliche Bildung von Baumhöhlen und der Schwarzspecht hilft dabei massiv nach.
Kegelrobben
Die Kegelrobbe ist das größte frei lebend vorkommende Raubtier Deutschlands. Ihren Namen hat sie aufgrund ihrer kegelförmigen und sehr spitzen Zähne. Als äußerst effektiver und starker Jäger frisst die Kegelrobbe nahezu alle Fischarten. Mithilfe ihrer Barthaare, auch Vibrissen genannt, erspürt sie feinste Wasserverwirbelungen und „ortet“ so ihre nächste Mahlzeit.
In der Ostsee haben Kegelrobben keine natürlichen Feinde. Selten sind sie allein durch den Menschen geworden. Als „Fischereischädling“ wurde der Meeressäuger um 1900 zusammen mit allen anderen Robbenarten intensiv bejagt, so dass Kegelrobben in der deutschen Ostsee seit 1920 als ausgerottet galten. Durch Umweltgifte war die Ostsee-Kegelrobbe um 1980 sogar akut vom Aussterben bedroht. Die Zerstörung der Ruheplätze an den Küsten trug mit dazu bei, dass Kegelrobben zu bloßen Gästen an der deutschen Ostseeküste wurden. Dank internationaler Schutzbemühungen ist die Ostseepopulation in den letzten 40 Jahren wieder angestiegen und seit einigen Jahren stabil bei etwa 30.000 Tieren. In Mecklenburg-Vorpommern ist die Kegelrobbe jedoch laut Roter Liste weiterhin vom Aussterben bedroht.
Inzwischen ist die Kegelrobbe an der deutschen Ostseeküste wieder heimisch. Trotz anhaltender Gefährdungen steigt der Bestand in der Ostsee wieder an. Forscher des Deutschen Meeresmuseums haben im Jahr 2018 erstmalig die Geburt einer Kegelrobbe an der deutschen Ostseeküste nachweisen können. Geeignete Nahrungshabitate und Liegeplätze sind im Nationalpark vorhanden. Der Nationalpark trägt dazu bei, dass die Tiere ausreichende Ruheplätze an der Küste haben.
Wer einer Robbe begegnet, sollte diese fünf einfachen Regeln kennen:
• Fluchtweg: Versperren Sie den Tieren niemals den Fluchtweg ins Wasser.
• Mindestabstand: Halten Sie einen Mindestabstand von 100 Metern.
• Nicht Berühren: Auf keinen Fall die Tiere berühren, füttern oder bewerfen.
• Anleinen: Hunde sind an der Leine zu führen.
• Keine Störung: Stellen Sie sich niemals zwischen Mutter und Jungtier.
Sichtungen von lebenden Robben am Strand des Nationalparks Jasmund sollten immer dem Nationalparkamt gemeldet werden.
Sichtungen von lebenden Robben in der Ostsee und Totfunde sollten immer dem Deutschen Meeresmuseum gemeldet werden.
Telefon: 03831 2650-3333/0173 9688 267
oder per Smartphone-App „OstSeeTiere“
Schon gewusst?
- Kegelrobben kann man von Seehunden anhand ihrer Größe unterscheiden. Sie sind doppelt so lang und bis zu dreimal so schwer.
- 140 Meter Tiefe können Kegelrobben bei ihren bis zu 20 Minuten langen Tauchgängen erreichen.
- Die Kegelrobben in der Ostsee gehören zu einer eigenen Unterart, die von den Robben in der Nordsee genetisch getrennt ist.
- Die ausdauernden Schwimmer legen locker hundert Kilometer am Tag zurück; manche Wanderungen können Tausende von Kilometern lang sein.
Schweinswale
In den Gewässern des Nationalparks werden gelegentlich Schweinswale gesichtet. Diese einzige regelmäßig in der Ostsee vorkommende Walart ist inzwischen fast ausgestorben. Nur noch etwa 600 Schweinswale leben in der Ostsee, die laut neuerer Forschung eine isolierte Population darstellen. Es kommt zu keiner Verpaarung der Ostsee-Population mit den wesentlich größeren Populationen im Kattegat und in der Nordsee. Das heißt, jeder verstorbene Schweinswal, ob durch Rammarbeiten und Sprengungen ertaubt und gestrandet oder in Stellnetzen erstickt, ist ein unersetzlicher Verlust für die kleine Schicksalsgemeinschaft dieser Meeressäuger in der Ostsee. Für ihren Schutz ist es unerlässlich, die Stellnetzfischerei zumindest in den Schutzgebieten einzustellen. Mehr über den Schweinswal und seine Erforschung finden Sie auf
der Website des Deutschen Meeresmuseums.
Melden Sie bitte tote gestrandete Schweinswale schnellstmöglich, damit sie abgeholt und wissenschaftlich untersucht werden können.
Tel.: +49 (0) 3831 2650 3333