Neue Erlebnispfade im Nationalpark zu Wald und Kreideküste
Die neuen Informationsangebote im Freien informieren zu den Tricks der Natur und zu ihrer Schutzwürdigkeit. Sie regen spielerisch zum achtsamen Umgang mit Naturschätzen an. Der kleinste Nationalpark Deutschland weist die höchste Besucherdichte je Hektar aus. „Die Faszination der Kreideküste, aber auch die Welterbe-Buchenwälder locken jährlich über eine Millionen Menschen hier her. Die Erlebnispfade sind ein weiterer Baustein, um die sensible Natur erlebbar zu machen. Gleichzeitig öffnen sie die Augen für die Zerbrechlichkeit und den Schutz der Natur,“ fasste Minister Dr. Backhaus die Motivation zu dem Projekt zusammen.
Ausgangssituation
Etwa 1 Mio. Gäste besuchen jährlich den Nationalpark Jasmund, den kleinsten Nationalpark Deutschlands. Die hohe Zahl der Besucher konzentriert sich rund um das Nationalpark-Zentrum KÖNIGSSTUHL, an der angrenzenden Kreideküste und auf dem Weg dorthin, von Hagen kommend. Viele Naturfreunde sind naturbewusst im Schutzgebiet unterwegs. Einige, eher arglos, ohne Wissen um die Schutzwürdigkeit, um die Gefahren und um angemessenes Bewegen und Verhalten zum Schutz von Leben und Natur. Gerade in dieser Saison ging mit einem erhöhten Besucheraufkommen auch ein hoher Anteil wenig informierter Besucher einher. „Eine geschickte und verständliche Lenkung, verbunden mit einer ansprechenden Information der Besucher bleibt unser großes Anliegen. Der Pfad ist für die Besucher präsent, aber nicht aufdringlich,“ sagte dazu Claudia Hameister, kommissarische Leiterin des Nationalparkamtes Vorpommern.
Zwei Themen
Der Nationalpark Jasmund ist ein Wald-Nationalpark. Die Buchenwälder adelte die UNESCO zum Welterbe. Deshalb thematisierten Nationalparkamt und -Zentrum auch Buchenwälder und eingeschlossene Moore. Auf der anderen Seite nimmt die Kreideküste zwar nur einen kleinen Flächenanteil an, ist jedoch aufgrund ihrer Faszination beliebt und bekannt. Der zweite Pfad widmet sich deshalb dem Thema Kreide.
„Wir müssen den Gedanken des Schutzes der Natur noch stärker in den Herzen und Köpfen der Menschen verankern.“, äusserte Dr. Till Backhaus.
Was erleben die Besucher an den Stationen?
Auf dem Waldpfad gibt es an 5 Stationen, über 3 km Länge, die Wunder und Tricks der Natur zu entdecken. Die Besucher begeben sich auf die Suche nach der fleischfressenden Pflanze im alten Moor oder nach den Stelzwurzeln im Erlenbruch. Um den Buchenhallenwald aus einem anderen Blickwinkel zu sehen oder sich einfach mal hängen zu lassen, wartet eine Hängematte mitten im Wald auf sie.
Der Kreidepfad verläuft mit über 8 km am Hochuferweg entlang, mit 8 Stationen. Dort versetzt die besondere Dynamik in Staunen, die von der Kreide ausgeht. Auch ein Blick auf die Dimension Zeit aus ganz verschiedenen Perspektiven regt zum Nachdenken und Verweilen an. Die Besucher lernen außerdem die Bewohner der Kreideküste kennen. Als Highlight darf jeder einmal auf dem „echten“ Königsstuhl thronen und einen tollen Schnappschuss machen, natürlich mit dem berühmten Kreidefelsen im Hintergrund und an einem sicheren Fotopunkt.
Die Strecken verlaufen auf den Hauptwanderwegen – die Besucher werden durch die Erlebnispfade dort entschleunigt und nehmen die umgebende Natur bewusster wahr, im direkten Kontakt zur Natur, Zeit für die kleinen Wunder. Der Pfad kann an jeder Station begonnen werden und bietet Ruhebereiche, zum Entspannen und Genießen. Im März 2021 wird zudem ein Begleitflyer erscheinen, mit FAQs zum Nationalpark, passend zu den Stationen der Lehrpfade, wie die Erlebnispfade ebenfalls in Deutsch und Englisch.
Zwei Jahre von der Idee zur Umsetzung
Akteure von Nationalparkamt und Nationalpark-Zentrum stimmten gemeinsam Strecke, Themen und Möglichkeiten ab und erarbeiteten ein Rahmenkonzept. Darauf folgte im Jahr 2018 ein Ideenwettbewerb, zum dem 19 Agenturen aufgerufen und schließlich 4 ausgewählte beteiligt wurden. Ein Gremium wählte als Gewinner der besten Idee die Agentur „signatur – wissen erleben“ aus Göttingen. Das Projekt konnte schließlich aus Mittel der Europäischen Union zur Entwicklung ländlicher Räume (ELER) finanziert werden, mit etwa 70.000 €. Das Land beteiligte sich zudem mit etwa 24.000 €. Der Zuschlag zur Umsetzung des Gewinner-Konzeptes ging ebenfalls an „signatur – wissen erleben“.
Born, 22.10.2020