Mehr Nass für Rotbauchunke und Klima

Am 24. Juli starten Freiwillige des Bergwaldprojektes ihren Sommereinsatz zur Vernässung Jasmunder Moore. Bereits im 6. Jahr entstehen mit viel schweißtreibender Handarbeit Staubauwerke, die historische Entwässerungen unwirksam machen. Davon profitieren seltene Arten und das Klima.

Rotbauchunke im Nationalpark Jasmund © I. Stodian
Rotbauchunke

60 Freiwillige werden in Zusammenarbeit mit dem Nationalparkamt und unter der Anleitung von Lutz Rohland und Johannes Nies vom Bergwaldprojekt e.V. in den Jasmunder Mooren Betonrohre entnehmen, Sperren aus Holz in die ehemaligen Entwässerungsgräben bauen, diese teilweise verfüllen und mit Binsen bepflanzen.
 

Nationalparkleiter Dr. Ingolf Stodian erklärt: „Moore sind nicht nur wichtige Rückzugsräume seltener Tier- und Pflanzenarten, sondern auch bedeutende Wasser- und Kohlenstoffspeicher.“ Übergeordnetes Ziel der Arbeiten ist daher, mit den wiedervernässten Flächen Lebensraum für Amphibien zu schaffen. Dadurch nahm beispielsweise der Bestand der streng geschützten Rotbauchunken über den Zeitraum der Vernässungsmaßnahmen bereits deutlich zu. Nun unkt es inzwischen auch aus Feuchtgebieten und Kleingewässern, die von der Wasserrückhaltung profitieren. Die gefährdete Arte erhielt mehr Lebensraum und kann auszuweichen, wenn anderen Orts ein Tümpel trockenfällt. Die Moorflächen speichern Reserven für trockene und heiße Zeiten.
 

Zu guter Letzt wird weitere klimaschädliche Emissionen gestoppt. Denn: „Die Wiedervernässung von Mooren bewirkt eine sofortige Emissionsvermeidung. Trockengelegte Moore zersetzen sich, Torf löst sich quasi in Luft auf, mit Wasser wird die Zersetzung gestoppt“, so Rohland. In naturnahem Zustand funktionieren Moore als langfristige Kohlenstoffsenken. Im trockengelegten Zustand werden sie allerdings zu Quellen für Treibhausgase wie CO2, Methan und Lachgas. Ihr Schutz wirkt deshalb als vorsorgender Klimaschutz.
 

Das Projekt wirkt im Großen wie im Kleinen. Jede und jeder nimmt etwas aus den Einsätzen mit nach Hause, weiß Rohland: „Indem sich die Freiwilligen aktiv für die Natur engagieren, entwickeln sie auch neue Beziehungen zu ihr. Die positiven Erfahrungen aus den Projektwochen bestärken die Ehrenamtlichen darin, auch ihren eigenen Alltag naturverträglicher und ressourcenschonender zu gestalten und nach der Woche nicht nur torffrei zu gärtnern. So beteiligen sie sich aktiv am dringend notwendigen Wandel hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft.“
 

Neben der praktischen Arbeit ist wie bei allen Projektwochen ein gemeinsamer Exkursionsnachmittag vorgesehen, um die vielfältigen Aspekte des Projektgebiets und dessen Bedeutung für Mensch und Natur zu beleuchten. Untergebracht ist die Gruppe in eigenen Zelten. Ein Koch und eine Köchin kümmern sich mit vegetarischer Vollwertkost – mit möglichst regionalen und saisonalen Zutaten – um die Verpflegung der Gruppe.
 

Bergwaldprojekt e.V.