Bewegende Momente am neuen Skywalk am Königsstuhl
Mit festlichen Klängen unterstrichen zuvor die Hörner des Orchesters des Wandels e.V. den historischen Moment zwischen Kreidefelsen, Kliffhangwäldern und Ostseerauschen. Den Kindern der Regionalen Schule Sassnitz war der Stolz ins Gesicht geschrieben, als sie gemeinsam mit der Ministerpräsidentin sowie Minister Dr. Till Backhaus, Minister Reinhard Meyer und weiteren Ehrengästen das orangene Band am Fuße des Skywalks durchtrennen durften. Mit staunenden Blicken wurde die in Europa einmalige Schwebekonstruktion anschließend das erste Mal von ihnen beschritten. Es folgten ihnen zahlreiche Gäste, die sich tief beeindruckt von den neuen Aussichten in die Tiefen des Kreidekliffes und auf Deutschlands höchsten Kreidefelsen zeigten.
Mark Ehlers, Leiter des Nationalpark-Zentrums, war die Freude deutlich ins Gesicht geschrieben: „Unsere Erwartungen wurden bei weitem übertroffen, der Rundweg in luftiger Höhe mit völlig neuen Einblicken in die geschützte Kernzone des Nationalparks bietet vielfältige Chancen für die Umweltbildungsarbeit an diesem Standort. Vor allem ist nun ein völlig gefahrloses Betreten der Kreideküste für die nächsten Generationen gewährleistet."
Auch die Ministerpräsidentin zeigte sich gerührt vom Bauwerk mit dem „gigantischen Blick, der tief ins Herz geht“ und lobte das Projekt als Muster, wie wir Dinge voran bringen in unserem Land. „Genau so stelle ich mir Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern vor: einer, der zu uns und zu unserem Land passt - zukunftsorientiert, umweltschonend und nachhaltig. Ich bin überzeugt: Der Skywalk wird ein neuer Besuchermagnet und das nicht nur zur Hochsaison.“ Sie hob in ihrer Festrede zudem hervor: „Nationalparkarbeit ist Bildungsarbeit“ und dankte den anwesenden Wegbereitern der Nationalparks des Landes und den Mitarbeiter*innen von Nationalparkamt und –Zentrum.
Vom Königsweg zum Skywalk
Nach der Eröffnung verfolgten rund 250 geladene Gäste im Festzelt in der Gesprächsrunde den Ausführungen von Minister Backhaus, Minister Meyer, Bauingenieur Prof. Schlaich, flz-Geschäftsführer Martin Hurtienne, Nationalparkamtsleiter Gernot Haffner, WWF-Meeresschutzexpertin Heike Vesper und Nationalpark-Zentrums-Geschäftsführer Mark Ehlers. Im Zentrum der Beiträge stand, welche Herausforderungen in der fast zweijährigen Bauzeit gemeistert worden sind, welche Herangehensweise bei dem komplexen Vorhaben gewählt wurde und welchen Einfluss das Bauwerk auf die zukünftige Besucherlenkung im Nationalpark hat. Anschließend wurde im Dokumentationsfilm "Der Königsweg zum Ziel" deutlich, welche einmalige Leistung hier direkt am Kreidefelsen gefragt war, um dieses außergewöhnliche Brückenbauwerk an diesem Standort zu errichten.
Über das ganze Gelände des Nationalpark-Zentrums KÖNIGSSTUHL konnten die Naturschätze und kulinarischen Köstlichkeiten des gesamten Bundeslandes von allen Gästen erlebt werden. An Aktionsständen der Netzwerkpartner konnten sie nicht nur lernen wie Natur in MV tickt und geschützt wird, sondern auch schon einmal in Erfahrung bringen, wie Mecklenburg-Vorpommern 2024 das Caspar-David-Friedrich-Jubiläum feiern wird.
Ausstellung im Nationalpark-Zentrum wiedereröffnet
Unter großem Zeitdruck konnte auch die modernisierte und erweiterte Erlebnisausstellung am gleichen Tag, wie der Skywalk eröffnet werden und damit das umfangreiche Angebot im Besucherzentrum vervollständigen.
Groß und Klein erwartet im Besucherzentrum im wilden Wald am Meer fortan nicht nur eine gänzlich überarbeitete Erlebnisausstellung, welche nun auch mit leichter Sprache und Gebärdensprache erlebt werden kann, sondern auch neue Inhalte in weiteren Teilen des Gebäudes. Am interaktiven Rangertresen im Foyer erfahren alle die wichtigsten Neuigkeiten aus dem Gebiet und können digital wie auch haptisch das Schutzgebiet erkunden. An der neu geschaffenen Historienwand ist nun die Geschichte des Hauses, welche schon vor über 200 Jahren begann, mit Zeitstrahl, Postkarten und Exponaten verankert. In den vier neu gestalteten Ausstellungsräumen werden die Themen Dynamik der Kreideküste, Artenschutz und Artenvielfalt sowie Einzigartigkeiten der deutschen und internationalen Nationalparke erlebbar gemacht.
Vollständig abgeschlossen sind die Bauarbeiten aber noch nicht. "Es folgen nun im Sommer noch die Gestaltung des Außengeländes. Dazu gehören der Bau von fünf neuen Entdeckerstationen, einem Nationalpark-Parcours, einem Freiluftklassenzimmer, Fahrradgaragen und die Neugestaltung des Eingangsbereichs. Auch eine öffentliche Toilettenanlage vor den Toren des Naturerlebniszentrums ist geplant. Es bleibt also spannend. Pünktlich zum 20. Jubiläum des Hauses im kommenden Jahr soll dann alles fertiggestellt sein“, sagt Geschäftsführer Mark Ehlers.
Stimmen zur Eröffnung des Skywalks
Bauingenieur Prof. Mike Schlaich prophezeite mit Blick auf die leichte Bauweise der schwebenden Brückenkonstruktion: „Rügen wird Wallfahrtsort für Bauingenieure, mit den Müther-Bauten und den schwebenden Brücken.“ Er erklärte, dass das Entwerfen des Bauwerkes die Leistung eines Teams ist, mit vielen Phasen der Anpassung.
Dr. Till Backhaus, Minister für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt, erinnerte an den bewegenden Moment, als der Königsstuhl der Natur zurückgegeben wurde, aber auch an kritische Stimmen zu Beginn des Projektes und die wiederholte Anpassung der Planungen bis alle Belange, vor allem die des Naturschutzes, berücksichtigt waren. Wie dringend das Zusammenspiel von Mensch und Natur hier gut gelöst werden musste, zeigen Besucherzahlen: an der Victoriasicht sind es bis zu 900 pro Stunde.
Bei Mark Ehlers, Leiter des Nationalpark-Zentrums KÖNIGSSTUHL, lagen „Nervosität, Skepsis und Freude immer eng beieinander.“ Er war schwer beeindruckt von den Begegnungen mit den Menschen, die mitgewirkt haben, den Ingenieuren, Bauarbeitern bis zum Kranführer. „Wir haben mit dem Skywalk und der neuen Ausstellung endlich einen großen Schritt zur Barrierefreiheit erreichen können.“
Amtsleiter Gernot Haffner beschrieb die Genehmigung des Projektes als Herausforderung. „Der erste Entwurf zeigte keine minimalinvasive Variante und wir sind schrittweise zu einer gekommen, mit der wir an die Naturschutzverbände herantreten konnten.“ Er erwähnte auch: „Für die Mitarbeiter*innen vor Ort wird der Skywalk die Arbeit erleichtern, da die Besucher ein tolles inhaltliches Angebot vorfinden.“